In der Merkelsdorfer Pfarrkirche, welche der Sage nach von einer heidnischen
Jungfrau erbaut wurde, prangt am Hochaltare in einem mit Silberblech
verzierten Schreine ein prächtiges Gnadenbild der hl. Jungfrau Maria,
welches aus der abgetragenen Wallfahrtskirche des nahen "heiligen Berges"
stammt.
Als diese Kirche 1786 gesperrt und ihre innere Einrichtung öffentlich
versteigert wurde, kam obengenanntes Bild zu verschiedenen Besitzern,
kehrte aber immer wieder auf seinen alten Platz zurück. Endlich übertrug
man es in feierlicher Prozession auf den Hauptaltar der Pfarrkirche am Orte,
wo es sich noch heute befindet.
In den Ruinen des obenerwähnten Wallfahrtskirchleins verirrte sich einmal
zur Nachtzeit ein alter Junggeselle, namens Kahler, ein Bruder der Braunauer
Töpfermeisterin Nitsch. Er kam treppenabwärts durch einen schmalen Gang in
ein kellerartiges Gewölbe, in dem ein Lämpchen brannte. Bei dessen düsterem
Scheine gewahrte er einen alten Mann auf einer Lade sitzen. Vor Schreck
entfloh Kahler. Hätte er den Greis erlöst, so wäre er wohl reich geworden,
hätte aber auch sterben müssen.
(Eine ähnliche Sage wird vom
Muttergottesbilde von Wilten bei Innsbruck erzählt.)