Verhexte Kühe


In einem Hause in Barzdorf gaben die Kühe plötzlich keine Milch mehr, obwohl sie "neumalke" waren. Nach langem Hin- und Herreden kam man auf den Gedanken, die Kühe seien verhext. Nun war in der Nachbarschaft eine alte Frau, die als nicht "ganz leer" im Dorfe verschrien war. Diese Frau war am Tag zuvor im Stall gewesen und hatte bewundert, wieviel Milch die Kühe geben. Diese mußte also die Hexe sein.
Um festzustellen, ob sie es wirklich sei, die die Kühe verhext habe, wandte man ein allbekanntes und bewährtes Mittel an: Man versucht hinter die im Verdacht stehende Person zu kommen und tritt in ihre Fußstapfen. Die Hexen können das ebensowenig wie der Alp vertragen, sie bleiben schon nach wenigen Schritten stehen.
Als der nächste Sonntag kam, wurde das Mittel probiert. Kaum war der Bauer beim Kirchgange in die Fußspuren des Weibes getreten, so blieb es stehen und ließ den Bauern vorbei. Der Bauer aber ging nicht vorüber, sondern fiel über das Weib her und mißhandelte es. Die Sache kam vor Gericht und der Bauer wurde bestraft.
Doch zunächst mußte das Vieh in Ordnung kommen. Ein Mann nahm für Geld die Enthexung vor. Die Haustür, der Stall und die Kühe wurden mit Weihwasser bespritzt, Sprüche hergestammelt und den Kühen Papierschnitzel mit verschiedenen Zeichen und Buchstaben zum Fressen eingegeben. Zugleich trug der Mann den Hausbewohnern auf, weder als Geschenk noch auf Borg etwas wegzugeben oder zu nehmen.
Am nächsten Tag schon kam ein Verwandter der Hexe und borgte sich eine Mistgabel. Niemand gedachte der Weisung, und so wurde der Zauber wieder aufgehoben. Als der Mann mit der Mistgabel fort war, sah man an den Wänden überall Hexenspeichel.
Nun mußte das Haus erneut enthext werden.



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