Das graue Männlein


In Heinzendorf bei Braunau lebte einst vor langen Zeiten ein Maurer, der selten ohne Rausch sein konnte. Er hatte sich wieder einmal einen angetrunken und taumelte seinem Heimatdorfe zu.
Als er durch den Wald ging, fiel ihm ein, das in demselben oft wundersame Feuer brennen, die Gold statt Kohlen haben. "So ein Feuer mit Dukaten statt Kohlen könnte ich schon brauchen", denkt er bei sich. Und wie so sinniert, sieht er wirklich über den Holzwiesen ein helles Feuer und wackelt darauf los. Dabei mußte er an einem großen Birnbaum vorüber. Als er vorbeiging, hörte er jemand niesen, denkt aber in seiner Eile nicht daran, "Helf Gott!" zu sagen.
Beim Feuer angekommen, will er sein Sacktuch herausziehen, um es auf den brennenden Schatz zu werfen. Aber er kann es nicht finden. Also zieht er sein Wams aus und wirft es auf Feuer, aber es verbrennt mit Knopf und Zwirn. Da hört er eine Stimme lachend rufen: "Auch das Brusttuch und das Hemd drauf!" Der Maurer fluchte, denn es war eine bitterkalte Winternacht; allein er wollte reich werden, und so schleudert er denn auch noch Brusttuch und Hemd ins Feuer. Aber alles verbrennt, und das Gelächter aus der Dunkelheit wird immer ärger.
Da wird der Maurer zornig und schreit: "Warte nur, ich gerbe dir das Leder. Dir soll das Lachen schon vergehen!" Kaum hat er das gesagt, huscht ein Männchen aus der Dunkelheit hervor und packt ihn bei den Haaren, stößt ihn mit dem Gesicht ins Feuer und spricht: "Hast Weib und Kind zu Hause, sollst nicht in jedem Wirtshaus einkehren!" Der Maurer ist ganz wütend: "Was gehen dich mein Weib und mein Kind an! Gib mir Geld!" "Da hast du Geld!" rief der Zwerg und schlug ihm mit der flachen Hand so stark auf den Rücken, daß er grün und blau wurde.
Der Maurer lief in Richtung Heimat davon, als aber meinte, er sei weit genug entfernt, drehte er sich um und fing wieder an zu schelten: "Du Zwerg, du Knirps, du Lausekerlchen! Wenn ich dich nur einmal erwische, ich will dir die Ohren reiben!"
Kaum aber hatte er das Letzte Wort gesprochen, so hockte ihm das Männchen auf dem Rücken und hetzte ihn durch Busch und Dorn, bis er halbtot, ohne Wams und Weste bei seiner Hütte ankam.
Seit jener Nacht hat der Maurer nie mehr mit dem grauen Männlein Händel angefangen und alle Feuerlein ruhig brennen lassen.



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