Die feindlichen Brüder


Im Haus Nr. 17 am Obersande ging es nicht richtig zu. Oft sprangen die Türen auf, schlürfende Schritte waren zu hören, aber es war nichts zu sehen. Bisweilen vernahm man auch ein Wimmern unter den Stiegen. Oft erhob sich ein Schelten, Schreien und Schlagen, wie wenn zwei miteinander streiten.
Und das geschah am hellichten Tage.
Eine Bewohnerin - man hatte ihr nicht gesagt, daß es in dem Hause umgehe, erschrak nicht wenig, als ihr im Hausflur plötzlich ein riesig großer Mann gegenüberstand.
Alte Leute erzählten: In diesem Hause lebten einmal zwei Brüder. Der eine war Gerber, der andere verkaufte als Händler des Bruders Waren in der Welt. Nur selten kam er nach Braunau. Eines Tages kam er nach langer Anwesenheit wieder nach Hause. Bekannte hatten noch mit ihm gesprochen. Er ging in das Haus des Bruders und wurde nicht wieder gesehen. Manche sagen, die zwei hätten furchtbar miteinander gestritten und einer habe den andern erschlagen.
Von dieser Zeit an war es in dem Hause nicht mehr richtig. Bei späteren Umbauten fand man unter den Stiegen das Gerippe eines großen, starken Mannes. Man sammelte die Gebeine ein und begrub sie in geweihter Erde.
Seitdem ist in dem Hause Ruhe eingekehrt.



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