Der Ruppersdorfer Totengräber


Der Totengräber in Ruppersdorf sollte eine arme Seele fangen. Er umwickelte seinen Arm und die Hand mit den Glockensträngen und Glockenriemen und paßte zur Nachtzeit am Friedhofe auf, bis eine Seele aus dem Grabe kommen werde. Dabei muß die arme Seele ihr Totenhemd fallen lassen, und besitzt man dieses, so hat man die Seele gefangen. Es gelang dem Verwegenen wirklich, ein Hemd zu bekommen. Er flüchtete damit in den Glockenturm.
Die arme Seele rief ihm dreimal zu: "Mein Hemd gib mir!" Er antwortete: "Das kriegst du nicht." Da kroch das Gerippe am Turme empor und wollte sich das Hemd holen. Schon langte es zum Fenster hinein - da schlug die Uhr "zwölf". Die Gebeine fielen herunter und der Totengräber war gerettet.
Vor Schreck ist er bald darauf gestorben.

( Diese Sage behandelt Goethe in dem Gedicht "Der Totentanz". )



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