Das Wappen von Braunau


Martinus, Abt von Brewnov, er lud ins wüste Land,
Das ihm verliehen hatte des Königs fromme Hand,
Von Thüringen, vom Harze, vom Neckar und vom Main
die fleiß'gen deutschen Stämme zu Urbarmachung ein.

Sie folgten seinem Rufe; denn unterm krummen Stab
Da läßt's sich sorglos leben von der Wiege bis zum Grab.
Man sah sie bald verlassen die heimatliche Flur,
Ihr Sehnen galt der Ferne, 's zog sie in die Fremde nur.

Mit Weibern und mit Kindern, mit Hausrat und mit Vieh
So sind sie hergezogen unter Plagen, unter Müh'
Durch viele, viele Tage; sie langten endlich an
Am Kamme des Gebirges, "Stern" nennt's heut jedermann.

Da sahn sie mit Entzücken herab zur braunen Au,
Sie sahn von fern erglänzen des Schlosses festen Bau;
Die Berge und die Täler, die Wiesen und den Hain
Vergoldete soeben der letzte Sonnenschein.

Rings herrschte heil'ges Schweigen. Bewegt in tiefer Brust;
Kaum stammelt da die Lippe in Freude und in Lust
Dem höchsten Herrn der Welten ein schlichtes Dankgebet,
Der neuen Heimat Segen von ihm herniederfleht.

Und sieh! am Abendhimmel ein Stern, er bricht sich Bahn.
Indes im Tale unten in Fluten zieht ein Schwan.
"So sind auch wir gezogen", der Deutschen Führer spricht,
"Durch Nebel und durch Grauen, doch Gott verläßt uns nicht".

"Was leise wir erflehten, Glück, Segen und Gedeihn,
Uns kündet es am Himmel des Abendsternes Schein,
Der Schwan zu unsern Füßen in klarer, blauer Flut
Erfüllet uns mit Freude und stärket unsern Mut".

"Drum prang' für künft'ge Zeiten in unserm Wappenschild
auf hellem, blauem Grunde des Schwanes weißes Bild.
Und drüber mög' erglänzen der holde Abendstern! -
Nun aber eilet abwärts zum Abte, unserm Herrn!"

Mit Tränen in den Augen, mit festem Gottvertraun
Sind sie ins Land gezogen, es emsig aufzubaun.
Es zeugen Ährenfelder von ihrer Hände Fleiß,
Die reichen Dörfer melden der deutschen Arbeit Preis.

Und mitten in dem Ländchen rings um das Schloß erstand
Ein schmuckes Städtlein, "Braunau" ward's von dem Volk genannt,
Das zeigt in seinem Wappen heut noch der Ahnen Zier:
Den Stern in blauem Felde, den Schwan als Wappentier.



(*)