Das Räuberbeil


Das Gebiet von Adersbach war vor alten Zeiten mit tiefen Wäldern bedeckt, welche vom Althausfelsen überragt wurden, auf dem eine stolze Burg prangte in welcher grausame Raubritter hausten. Die legten sich an die Straße, die nach Trautenau führte, plünderten und erschlugen Kaufleute und Wanderer und erfüllten die Gegend mit Schrecken.
Damals hatte Adersbach nur wenige Häuser, welche in den Waldlichtungen lagen und meist von Flachsfeldern umgeben waren. Die Bewohner spannen an den langen Winterabenden. Eines abends wurde in der "Spinnstube" wieder über die Räuber gesprochen, über deren Schandtaten alle Anwesenden entsetzt waren. Nur eine junge Magd sagte keck, sie fürchte die Räuber nicht und sie wolle für eine Handvoll gebrechten Flachses sofort in die Burg gehen und von dort einen Gegenstand holen, damit niemand ihre Worte bezweifle.
Der geringe Preis wurde ihr zugesprochen und das tapfere Mädchen machte sich auf den Weg. Es erreichte das gewöhnlich offene Burgtor - wer traute sich schon in die Nähe. Auf einer Stange bemerkte sie trockene Wäsche, rasch nahm sie ein Stück davon und entfloh. Aber o weh! Sie stürzte und es löste sich ein großer Stein, der polternd in die Tiefe rollte.
Schon begannen die Hunde zu bellen und die Ritter wurden aufmerksam und verfolgten die Fliehende. Als sie das rettende Haus erreichte, war ihr einer der Räuber schon ganz dicht auf den Fersen. Er warf sein Beil nach ihr, das aber glücklicherweise im Türpfosten steckenblieb. Dort konnte man es noch lange Zeit sehen.



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