Der Schwedenhieb


Bei Braunau steht ein Kirchlein, ein hölzern, schlichter Bau,
Geweiht der Gottesmutter, genannt "Zur lieben Frau",
Dort ruhet mancher Müde still aus vom letzten Streit,
Denn ringsum ist es Städtleins Saatfeld der Ewigkeit.

In jenem grausen Kriege, der, daß es Gott erbarm',
An dreißig Jahre währte, lag hier der Schweden Schwarm.
Ein drittesmal zu nehmen gedachten sie die Stadt,
Da nach des Klosters Schätzen sie's lang' gelüstet hat.

Mit Reisig und mit Bäumen, manch hundert Jahre alt,
Bemühn sie sich zu füllen des Walles Graben bald;
Doch nimmer wird verschüttet der jähe, tiefe Schlund,
Stets neue Opfer rollen hernieder in den Grund.

Es sank in seine Trümmer manch Haus am Niedersand,
"Folgt mir zur Friedhofskirche", so rief der Kommandant,
"Mit Äxten und mit Beilen, die liefert Holz genug!"
Und hin nach jenem Orte bewegte sich der Zug.

Schon wird die Axt geschwungen, da stürzt ein Greis durchs Tor:
"Laßt ab von dem Beginnen", keucht mühsam er hervor,
"Denn jeder der noch legte die Hand ans Gotteshaus,
Dem blies der Tod gar balde das Lebenslichtlein aus!"

Doch lachend sprengt zur Pforte der Schwedenoffizier,
Zieht lachend seinen Degen, schlägt nach der Kirchentür.
"Kommt schaut", so ruft er frevelnd, "was unser Stahl vermag!"
Und nach dem morschen Holze führt er den ersten Schlag.

Allein, gleich sprödem Glase, der Stahl in Stücke springt,
Der Offizier vom Pferde getroffen niedersinkt.
Ein Zittern und ein Zagen der Feinde Schar erfaßt,
Mit heimlich stillem Grauen fliehn sie in scheuer Hast.

Seitdem ließ unversehret die Friedhofskirch' man stehn,
Es mochte, was auch immer im Lande rings geschehn,
Am rechten Torespfosten als Warnungszeichen blieb
Für frevelndes Beginnen der einz'ge Schwedenhieb.



(*)